Tuesday, August 2, 2011

Ohne Worte

Manche Aussagen entfalten ihre Wirkung am besten, wenn man sie unkommentiert stehen lässt...


""When I reached intellectual maturity and began to ask myself whether I was an atheist, a theist, or a pantheist; a materialist or an idealist; Christian or a freethinker; I found that the more I learned and reflected, the less ready was the answer; until, at last, I came to the conclusion that I had neither art nor part with any of these denominations, except the last. The one thing in which most of these good people were agreed was the one thing in which I differed from them. They were quite sure they had attained a certain "gnosis,"–had, more or less successfully, solved the problem of existence; while I was quite sure I had not, and had a pretty strong conviction that the problem was insoluble.

So I took thought, and invented what I conceived to be the appropriate title of "agnostic." It came into my head as suggestively antithetic to the "gnostic" of Church history, who professed to know so much about the very things of which I was ignorant. To my great satisfaction the term took.""

Thomas Henry Huxley

Saturday, January 15, 2011

Eine Kritik der völkischen Ideologie

Nachdem ich mich in vergangenen Beiträgen ja bereits mehrfach zu einer gewissen geistig-kulturellen Nähe zum Neopaganismus bekannt habe und auch schon einmal das Problem der Vereinnahmung des neuen Heidentums durch völkische Kreise angesprochen habe, sehe ich es nun an der Zeit, mal ein paar Worte Klartext zu reden und offen darzulegen, warum ich weder mit völkischem Heidentum im Speziellen noch mit völkischer Weltanschauung im Allgemeinen irgendetwas zu tun haben will.

Ein großes Problem, das ich mit der völkischen Ideologie (noch vor Einbezug der zahlreichen politischen Aspekte) habe, ist zuvorderst, dass hier eine pseudowissenschaftliche Weltanschauung versucht, sich durch Vereinnahmung biologischer und human-genetischer Schlagworte einen Anschein von Wissenschaftlichkeit zu verleihen. Freilich, ohne diesem Schein bei näherer Betrachtung auch nur ansatzweise gerecht zu werden.

Fakt ist, dass das völkische Menschenbild zentral darauf basiert, sämtliche Bewohner unseres Planeten auf pseudobiologische und grob verallgemeinernde Art und Weise in vermeintlich klar voneinander abgrenzbare Kategorien (Völker, Rassen etc.) einzuteilen, welche in der Regel lediglich ein nationalromantisches Zerrbild der real nachweisbaren genetischen Unterschiede zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ethnien darstellen. Auffällig ist hier, dass dabei Aspekte wie die fließenden Übergänge zwischen solchen Ethnien, die häufig starke genetische Heterogenität von Menschen ein und derselben Kulturgruppe oder die schon immer ausnahmslos in der Menschheitsgeschichte existente (und ohne jeden Zweifel auch in Zukunft immer weiter existierende) Migration und Durchmischung von Menschen auf allen denkbaren Ebenen (genetisch, kulturell, religiös etc.) von völkischen Theoretikern meist völlig verkannt und ignoriert werden. Stattdessen werden Grenzverläufe zwischen (vermeintlichen) Menschengruppen konstruiert, die mit der Realität des aktuellen humanbiologischen Forschungsstandes bestenfalls in marginalem Kontakt stehen, dafür aber eine verdächtige Ähnlichkeit mit den Grenzziehungen der modernen Nationalstaatlichkeit aufweisen.

Häufig geht die völkische Ideologie auch mit einem radikalen genetischen Determinismus einher, der den frisch zusammengeschusterten Menschenschubladen obendrein noch eine durch ihr "Blut" ererbte (ergo: genetisch vorprogrammierte) Neigung zu gewissen Kulturformen, Sitten, Gebräuchen, religiösen Vorstellungen etc. unterschieben will, was die zuvor konstruierten Grenzen zwischen den "Völkern" freilich noch beträchtlich festigt und zementiert.

Dazu bleibt festzuhalten, dass erstens schon die schiere Behauptung, komplexe soziale Verhaltensweisen, Kultur, Religion etc. seien genetisch determiniert, im allerbesten Falle eine vage und auf wackligen Beinen stehende Theorie darstellt, die sich weit entfernt davon befindet, "wissenschaftlich bestätigt" zu sein. Eher ist das Gegenteil der Fall. Und selbst wenn wir diese gewagte These mal für einen Augenblick hypothetisch als wahr annehmen, bleibt immer noch die Tatsache bestehen, dass Menschen gleicher ethnischer Abstammung lediglich eine verschwindend geringe Anzahl von Genen miteinander teilen - während ein hypothetisches "Kultur-Determinierungsprogramm" von derartiger Komplexität sein müsste, dass es niemals von der erwähnten lächerlichen Handvoll allgemein geteilter "Ethnien-Gene" abgedeckt werden könnte. Bei einem gänzlich in seinen kulturellen und religiösen Neigungen gen-determinierten Menschen würde daher wiederum automatisch ein Maß an Individualität ins Spiel kommen, das jeden völkischen Versuch ad absurdum führen würde, die gesamte betreffende Ethnie zu einem einheitlichen "Volkskörper" bestehend aus kulturell gleichgeschalteten "Rasserobotern" zu erklären.

Richtig lächerlich wird es dann, wenn dieses wissenschaftlich fragwürdige Menschenbild auch noch mit einem semi-okkulten Bioregionalismus verschmolzen wird, also der hanebüchenen Vorstellung, dass diese (ohnehin schon nicht in solcher Differenziertheit existierenden) Menschengruppen gewissermaßen "von Natur aus" in einen bestimmten geografischen Lebensraum gehörten. Es liegt natürlich auf der Hand, dass dieser krude Versuch, Fremdenfeindlichkeit und dümmlich-naiver Nationalromantik ein wissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen, letzten Endes impliziert (und konsequent zuende gedacht auch zwangsweise implizieren muss), dass Menschen bestimmter "Volksgruppen" nichts in anderen Regionen zu suchen haben bzw. per definitionem "widernatürlich" handeln, wenn sie sich in anderen Regionen niederlassen, als in der, in die sie (wahlweise) der liebe Gott oder Mutter Natur hineingesetzt hat – und dies ist am allermeisten denjenigen bewusst, die solchen Geistesmüll nicht zuletzt aus politischem Kalkül in die Welt setzen.

Im Übrigen ist auch der neurechte Ethno-Pluralismus untrennbar mit diesem völkischen Menschenbild verwoben und behauptet, dass es im Wohle aller dieser vermeintlich so klar zu unterscheidenden Menschenschubladen sei, so weit wie möglich auf eine "Vermischung" der Ethnien und Kulturen zu verzichten, im hehren Bestreben die "Einzigartigkeit" der unterschiedlichen Gruppen möglichst authentisch zu bewahren. Abgesehen davon, dass das Postulat einer Kontinuität von ethnischer und/oder kultureller "Eigenart" aus wissenschaftlich-historischer Sicht lachhaft und unhaltbar ist (und genau genommen wohl nur einen Euphemismus für den "rassereinen Staat" darstellt), bleibt wohl noch zu bedenken, dass die konsequente politische und gesamtgesellschaftliche Anwendung des Ethno-Pluralismus eigentlich nur an einen Endpunkt führen kann: nämlich hin zu einer Gesellschaft, die von extremer Migrationsfeindlichkeit, Abschottungsmentalität und Apartheidspolitik dominiert wird.

Und dies alles freilich, ohne dass man sich durch Altnazi-Postulate von "überlegenen und unterlegenen Rassen" ins politische Abseits manövriert. Welch feuchter Traum für all jene angebräunten Gesellen (von der NPD über den CSU-Stammtisch bis hinein in die Kommentarspalten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), die schon lange mal wieder aus tiefster Brust "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" krakelen wollten, ohne diese politisch verfänglichen Slogans tatsächlich Wort für Wort über die Lippen bringen zu müssen. Tja, der Ethno-Pluralismus macht´s möglich...

Wer diese Hintergründe versteht und berücksichtigt, der hat sich bereits geistig ein ganzes Stück gewappnet gegen das Gros jener zahlreichen neurechten Verschleierungsstrategien, die alle primär zum Ziel haben, der demokratischen Gesellschaft vorzugaukeln, die Neue Rechte bestünde doch eigentlich aus ganz umgänglichen und vernünftigen Zeitgenossen (die im Gegensatz zu den "Gutmenschen" lediglich manchmal ein bisschen "politically incorrect" seien). Wir sprechen hier also deutlich gesagt von Strategien, die maßgeblich darauf abzielen, durch Verzicht auf das Postulat "rassischer" Überlegenheit einen de-facto-Rassismus mit starker Apartheids-Schlagseite formal unrassistisch erscheinen zu lassen.

Dass diese Strategien trotz aller Durchschaubarkeit auch im Mainstream der Gesellschaft immer wieder auf fruchtbaren Boden fallen, dürfte wohl niemanden ernsthaft überraschen, angesichts einer bürgerlichen "Mitte", die zu einem beträchtlichen Prozentsatz aus Sarrazin-Fans, Springer-Presse-Konsumenten und Man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-ohne-gleich-Nazi-genannt-zu-werden-Rhetorikgenies besteht.

Ein geistiges Armutszeugnis für das "Volk der Dichter und Denker" ist diese scheinbare Unausrottbarkeit des Völkischen allemal und mit der Kultur, Lebensweise und Weltanschauung einer heidnisch-vorchristlichen Gesellschaft hat der ganze Spuk noch viel weniger zu tun.

Tuesday, April 13, 2010

Gott und Götter

Ich habe mir in letzter Zeit einmal ein paar Gedanken über "Götter" und ähnliche, meist personal gedachte, mythische Wesenheiten gemacht, nicht zuletzt, da mit meinem Interesse am Neopaganismus auch ein Interesse daran erwachte, wie weit sich wohl der bekannte monotheistische Gottesbegriff mit der Vorstellung von Göttern in polytheistischen Kulturen deckt oder eben auch nicht deckt.

Als christlich sozialisierter Mensch neigt man nämlich doch recht vorschnell dazu, die Götter der sogenannten heidnischen Kulturen als so eine Art "Jehova im 12er-Pack" zu betrachten oder doch zumindest als einen "Jehova in seine einzelnen Apekte und Bestandteile zerlegt". Dass dem natürlich nicht so ist, dass konnten mir bereits während meiner Schulzeit die verschiedensten Geschichtslehrer "versichern", die mit wissensstrenger Miene darüber fabulierten, wie unperfekt und vermenschlicht doch die alten paganen Mythen ihre Gottheiten und deren umtriebigen Lebenswandel darstellten - eine Beschreibung, in der freilich stets indirekt die christlich-kulturchauvinistische "Mein Gott ist größer/perfekter/allmächtiger als Deiner"-Haltung mitschwang oder (als Variation auf dieses Thema) auch die aufgeklärt-kulturchauvinistische Sichtweise, nach der die dummen, unwissenden Heidenvölker mit ihren "Göttern" lediglich Naturphänomene personifizierten, die der erleuchtete Positivist des modernen Abendlandes viel besser mit seinen materialistischen Begrifflichkeiten erklären könne.

Es war erst viel später, nämlich beim Schreiben des Beitrags Agnostic Polytheism and the nature of the gods in der englischen Version meines Blogs, dass mich der folgende Geistesblitz traf:

Es gibt in polytheistischen Kulturen kein Konzept von Außerweltlichkeit, das sich auch nur ansatzweise mit der strikten und totalen Transzendenz des Schöpfergottes der abrahamitischen Religionen vergleichen ließe!

Während der personale Gott der Bibel nämlich zeitlos, in einem anfangs- und endlosen Zustand, bereits vor der Schöpfung des Universums existierte, die Welt ja sogar erst aus eigener Kraft, creatio ex nihilo, aus dem Nichts heraus erschuf und somit logischerweise auch immer unabhängig vom Weltgefüge ist und bleibt, so sind die Götter in sämtlichen mir bekannten heidnischen Mythen (sowohl nordeuropäischer wie auch antik-mediterraner Prägung) unabtrennbare Bestandteile des Kosmos.

Es gibt sprichwörtlich keinen einzigen dem Autor bekannten heidnischen Schöpfungsmythos, der etwa mit den Worten beginnen würde "Und am Anfang waren die Götter und die Götter erschufen das Universum". Ob wir uns nun das polytheistische Zentral- und Nordeuropa anschauen, die alten Griechen und Römer betrachten oder uns gar den antiken Ägyptern zuwenden: sämtliche Mythen der vorchristlichen Geschichte, die eine Kosmogonie, also eine Rede von den ersten Dingen, von der Entstehung des Universums enthalten, beginnen mit einer Beschreibung von Prozessen, von unpersönlichen Prozessen, die zum Entstehen der uns bekannten Welt führen und nicht mit einem wie auch immer gearteten präexistenten Schöpferwesen, welches die Welt mit seinen magischen Superkräften aus dem Nichts herbeizaubert.

So finden wir in der Völuspa die Beschreibung von Ginnungagap, dem großen Schlund, der uranfänglichen Leere, an deren Ufern Muspelheim und Niflheim liegen, das Reich des Feuers und das Reich des Eises. Diese Elemente reagieren nun miteinander, die Feuer von Muspelheim schmelzen das Eis von Niflheim und die ersten Wesen Ymir und Audhumbla entstehen.

Bei den antiken Griechen hingegen gibt es die Erzählung vom Chaos, vom undifferenzierten Einen, welches bereits vor allen manifesten Dingen existierte und aus welchem sich Himmel und Erde, personifiziert als Ouranos und Gaia, herausscheiden, die nun wiederum eine richtig geile, lüsterne Zeit miteinander verbringen und weitere Wesen und Dinge in die junge Welt setzen.

Von den alten Ägyptern ist mir ein Schöpfungsmythos bekannt, nach dem alles weltliche Sein seinen Anfang in einer Art schlammigem Hügel fand, welcher sich als Insel aus den uranfänglichen Wassern, also einer Art von Urozean, heraustürmte.

In allen diesen Mythen finden wir als gemeinsamen roten Faden eine prozesshafte Abfolge von Emanationen, die mit unpersönlichen (oder vielleicht besser "überpersönlichen") Dingen beginnt, während Persönlichkeit und Wesenhaftigkeit immer erst später auf Plan treten. Daraus ergibt sich natürlich automatisch, dass personale Wesen, (einschließlich göttlicher Wesen!!!), immer zuallererst integrale und unabtrennbare Bestandteile des Weltgefüges sind und keineswegs unabhängig und abgetrennt von diesem existieren.

Diese Innerweltlichkeit des heidnischen Gottesbegriffes halte ich für absolut essenziell und sehe in ihr den vielleicht wichtigsten und folgenreichsten Unterschied zum transzendenten Gottesbild des biblischen Monotheismus. Auch vermute ich, dass diese integrale Zugehörigkeit polytheistischer Gottheiten zum Kosmos einer Hauptgründe für die vermeintlich so fehlerbehaftete und unperfekte Darstellung von Göttern in vorchristlichen Mythen ist. Vielleicht sollte man hier statt von "Unperfektheit" besser von "Ambivalenz" sprechen. Eine Ambivalenz, die daher rührt, dass die Götter eben Bestandteile dieser zutiefst ambivalenten Welt sind, in der Leben und Tod, Schöpfung und Vernichtung, Schönheit und Schrecken oft nahtlos Hand in Hand gehen, wenn sie sich nicht gar bei näherer Untersuchung als zwei Seiten ein und derselben Medaille entpuppen.

Inwiefern sich diese Immanenz des heidnischen Götterbildes tatsächlich auf das Alltagsleben polytheistischer Menschen auswirkt, inwieweit es die Art und Weise beeinflusst, mit der sich Heidenmenschen mit ihrer Umwelt in Bezug setzen, vermag ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen, zumal ich mich aufgrund meines eher nondualistisch geprägten biographischen Backgrounds ohnehin jahrelang mit der Vorstellung von "Göttern" gleich welcher Art sehr schwer getan habe.

Eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist meiner Ansicht nach allerdings eines der spannendsten Unterfangen, die die Beschäftigung mit Heidentum hier und heute zu bieten hat.

Wednesday, November 18, 2009

Das Problem des völkischen Heidentums

Wenn man die schillernde Szenelandschaft des deutschsprachigen Neuheidentums etwas näher betrachtet, wird man ganz schnell feststellen, dass es kaum ein zweites Thema gibt, dass die Gemüter schneller und leidenschaftlicher erhitzt, als die vielbeklagte und ausgesprochen unheidnische Verquickung von Naturreligion und völkischer Ideologie. Es wird immer wieder zurecht darauf hingewiesen, dass in diesem Lande bereits seit mindestens hundert Jahren eine Vereinnahmung naturreligiöser Kulturen (ganz besonders der Germanen und der Kelten) durch völkische, ariosophische und offen rassistische, also politisch extrem rechts stehende Kräfte stattfindet. Es wird immer wieder ganz richtig bemerkt, dass bis spät in die 90er Jahre hinein, dieses Konglomerat antidemokratischer und antiegalitärer Kräfte einen nicht zu unterschätzenden ideologischen und organisatorischen Einfluss auf die deutsche Heidenszene hatte.

Und während es heutzutage einerseits Organisationen wie den Rabenclan, die Nornirs Aett und den Steinkreis gibt, die löbliche Aufklärungsarbeit gegen die hanebüchene Vermengung von Heidentum mit menschenverachtenden Ideologien leistet, so scheint doch andererseits die überwiegende Mehrheit der „Otto-Normal“-Heiden in Deutschland über keinerlei ausreichende historisch-politische Bildung zu verfügen, um dem Problem mit mehr als der üblichen halbgebildeten gutmenschelnden “Ich-bin-ja-sowas-von-gegen-Rechts”-Attitüde zu begegnen.

Wenn ich also das völkische Pseudoheidentum als bekämpfenswertes Problem erachte, so ist mir doch sehr daran gelegen, mich zuallererst mal von politisch bildungsresistenten Gewohnheits-"Gegen-Rechts-Seiern“ zu distanzieren, denn „Gegen-Rechts-Sein“ ist zunächst einmal billig und nichtssagend. Über 90% der Angehörigen meiner Generation haben das „Gegen-Rechts-Sein“ gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen, was dennoch nicht das Geringste daran ändert, dass gewisse bürgerliche Großparteien immer noch mehrheitsfähig sind, obwohl sie ihren Wahlkampf regelmäßig durch ausländerfeindliche Slogans und das Schüren xenophober Stereotype aufpeppen und mit dieser Strategie in der ach so “gegen-rechts-seienden” bürgerlichen Mitte wohl dennoch auf großen Anklang stoßen.

Wenn mittlerweile selbst namhafte Mitglieder der ach so unglaublich “gegen-rechts-seienden” SPD in Millionen von Menschen in diesem Land nicht mehr sehen, als das Potential volkswirtschaftlich unbedeutende Gemüseläden zu führen und stetig neue Kopftuchmädchen zu produzieren, stellt sich mir nicht nur die Frage, wie lange es wohl noch dauert, bis wir die Sozialdemokratie in diesem Lande endgültig zu Grabe tragen können.

Für diesen Beitrag ungleich relevanter, drängt sich mir aber vor allem die Frage auf, wie weit es wohl mit der populären “Gegen-Rechts”-Attitüde in diesem Land wirklich her ist.

Wer wirklich an der Bekämpfung rechtsextremer, rassistischer oder sonstwie misanthroper Ideologien interessiert ist (ob nun innerhalb oder außerhalb des Neuheidentums), der wird schon noch ein bisschen mehr benötigen als diese gutbürgerlichen Selbstbeweihräucherungsstrategien. Zuallererst nämlich mal ein bisschen solide historisch-politische Bildung und zwar ganz besonders solche, die ein klares Verständnis der historischen Entwicklung und der tatsächlichen Inhalte völkischer Ideologie ermöglicht.

Wer von diesen selbstgerechten “Gegen-Rechts-Seiern” hat denn schon einmal was von Biologismus und Nouvelle Droite gehört? Wer von ihnen versteht denn schon die verabscheuenswerte Apartheids-Ideologie die sich hinter dem vermeintlich harmlosen Begriff “Ethnopluralismus” versteckt? Wer von ihnen hat denn bitteschön ein klares Bewusstsein dafür, was es von einem humanwissenschaftlichen oder kulturgeschichtlichen Standpunkt aus mit geläufigen Alltagsbegriffen wie “Volk” und “Nation” wirklich auf sich hat? Und vor allem, wer von ihnen weiss denn schon, wie drastisch und radikal sich die heutige Bedeutung solcher Begriffe von der Bedeutung unterscheidet, die ihnen in tatsächlichen naturreligiösen Kulturen der europäischen Vergangenheit zukam?

Dass ein Wissen um eben diese Themenbereiche genau das geistige Handwerkszeug darstellt, dass man zur effektiven Aufklärungsarbeit “Gegen Rechts” benötigt, scheint sich noch nicht zur Allgemeinheit der politisch korrekten “Gegen-Rechts”-Heiden herumgesprochen zu haben. Dabei würde bereits ein klein wenig fundiertes Wissen um europäische Kulturgeschichte in vernichtender Klarheit enthüllen, wie untrennbar neue und alte völkische Ideologien in pseudowissenschaftlichen Konstrukten aus dem 18. und 19. Jahrhundert verwurzelt sind und demnach schon rein logisch betrachtet völlig inkompatibel mit der Denkungsart und Weltwahrnehmung alter heidnischer Kulturen sind und sein müssen.

Stattdessen belassen es die meisten dann doch lieber bei hohlen Phrasen und bedeutungslosen Posen. Da wird dann auf der Startseite der eigenen Webpräsenz mal eben kurz und knapp ein 08/15-Statement “Gegen Rechts” positioniert, nur um sich dann zwei Mausklicks entfernt in ahistorischem Geistesbrabsch völkischer Prägung zu ergehen. Darüber, dass die Germanen, welche freilich eine klar fassbare und identifizierbare Ethnie darstellen, die Vorfahren der Deutschen seien, dass “germanische Naturreligion” irgendwie doch besser zu uns passe, als die christliche Wüstenreligion etc. pp. blablabla... und der alte Guido List lacht sich in seinem Grab ins Fäustchen.

Bleibt für die Zukunft nur zu hoffen, dass sich der Einfluss von oben genannten politisch und kulturgeschichtlich sensitiven Organisationen wie Rabenclan, Nornirs Aett usw. noch möglichst weit in der neopaganen Landschaft ausbreiten wird. Denn anders wird den Völkischen, den Ariosophen, den Biologisten unter den Neuheiden wohl kaum beizukommen sein und nichts wäre für das wahrhaft heidnische Gemüt wohl bedauernswerter, als die Deutungshoheit für heidnische Naturreligion ausgerechnet denjenigen zu überlassen, die die Welt durch die verzerrte Brille pseudopaganer Schwachsinns-Ideologien des 19. Jahrhunderts betrachten.

Wednesday, August 5, 2009

Heidnisch! Warum?

Wenn ich über meine eigene private Form von Religiosität sinniere, verspüre ich immer wieder die unwiderstehliche Tendenz mich selbst als "heidnisch" zu bezeichnen. Da ich mit dieser Selbstbezeichnung allerdings nicht alleine dastehe und mit dem sogenannten Neopaganismus sogar bereits seit Jahrzehnten eine greifbare spirituelle Subkultur in unserer westlichen Gesellschaft existiert, deren Mitglieder sich als "Heiden" bezeichnen, sehe ich es für angebracht, mal für mich selbst und jedweden interessierten Leser zu klären, in welchem Kontext ich mich als "heidnisch" begreife.

Um es ganz konkret auf den Punkt zu bringen, ich verspüre nicht allzuviele Affinitäten gegenüber irgendwelchen konkreten neuheidnischen Strömungen wie etwa Wicca, Asatru oder keltisierenden Neodruiden. Noch viel weniger halte ich von Odin-brüllenden, met-saufenden Wikingerreenactors, kitsch-esoterisch weichgespülten Mittelaltermarkt-Hexen und ähnlichem romantisierenden Szene-Gesindel, das im Alltag einem durch und durch bürgerlichen 08/15-Lebensentwurf frönt, aber denkt, es sei „heidnisch“, weil es flammende Glaubensbekenntnisse auf irgendwelche Wesenheiten ablegt, die es für „die Götter unserer Vorfahren“ hält.

Vielmehr ist es so, dass ich schlichtweg die Idee interessant und reizvoll finde, in den generellen Denkungsarten, Wahrnehmungsmodi und der überlieferten Mythensprache sogenannter naturreligiöser Kulturen legitime Alternativen zu dem Einheitsbrei sowohl christlicher als auch materialistischer Ideologien der vergangenen Jahrhunderte zu sehen.

Denn wer erst einmal erkannt hat, dass sowohl gegenwärtige christliche Attitüden wie auch die zeitgenössischen Spielarten des Atheismus eigentlich beide gleichermaßen bis über beide Ohren in der exakt selben dualistischen, transzendentalen Weltanschauung verwurzelt sind (die einen in der Bestätigung, die anderen in der Verleugnung des Transzendenten), dem wird sich auch bald erschließen, warum ein radikaler Perspektivwechsel hin zu einer Sichtweise der Realität, die sich nicht in den Dualismen der Aufklärungszeit erschöpft, in mancherlei Hinsicht erfrischende Alternativen zu festgefahrenen Sichtweisen offenbart.

Es ist in diesem und in keinem anderen Kontext, dass ich mich selbst als „heidnisch“ sehe.

P.S.

Es ist allerdings auch in exakt diesem Kontext, dass ich mich für vormodernes Christentum und die nondualen Weltbilder des Ostens interessiere. Also, ihr Heiden aller Länder: Tut das, was ich selbst tue und nehmt mein Bekenntnis zum Heidentum bitte nicht allzu ernst. Dass ich wirklich einer von Euch bin, steht keinesfalls in Stein gemeißelt.

Tuesday, September 30, 2008

Wesen und Unwesen des Atheismus

Das Problem, das ich mit dem Atheismus habe, ist, dass er weder Antworten noch Alternativen bietet.

Zur Begriffsdefinition: wortwörtlich verweist der Begriff "Atheismus" lediglich auf die Abwesenheit eines Gottesglaubens, was ihn sicherlich noch lange nicht antireligiös oder antispirituell macht. Im Gegenteil: es existiert eine Vielzahl religiöser und spiritueller Traditionen, die ohne den Glauben an einen personalen Schöpfergott auskommen. Buddhismus, Neuplatonismus oder die indische Brahman-Atman-Lehre seien hier nur als Beispiele genannt.

Das ist es allerdings nicht, was wir heute in der Alltagssprache gewöhnlich mit dem Wort "Atheismus" umschreiben. Wenn wir in der Alltagssprache von Atheismus reden, meinen wir damit in der Regel eine Art Materialismus oder Physikalismus, also eine Weltanschauung, die die gesamte Realität als eine Ansammlung toter, solider Materieklumpen betrachtet, welche determiniert von ehernen "Naturgesetzen" einen sinnlosen Reigen durch´s Vakuum ausführen.

Das kann ja von mir aus glauben, wer will, bestehend bleibt aber das Problem, dass dieser atheistische Materialismus der abendländischen Moderne mit einem durch und durch überholten, atomistischen Materiebegriff arbeitet, wie er in der Antike schon bei Leukipp und Demokrit vorkommt, bei Descartes mit seinem Radikaldualismus weitergesponnen wurde und seinen vorläufigen Höhepunkt (oder Tiefpunkt?) in den materialistischen Anschauungen der Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts fand. Dass dieser Materiebegriff, wenn er denn als ontologischer Unterbau eines kompletten Welterklärungsversuches dient, zu schier unlösbaren philosophischen Problemen führt, ist dabei im Kontext dieses Beitrags hier noch fast nebensächlich.

Viel wichtiger ist mir zunächst einmal die Tatsache, dass sogar in der Naturwissenschaft selbst (welche ja von Atheisten gerne so großmäulig heraufbeschworen wird) ein solch atomistischer Materiebegriff allerspätestens seit Einstein überwunden ist und von modernen quantenmechanischen Theorien erst Recht ad absurdum geführt wird. Schade eigentlich, dass sich dieser Umstand noch nicht zu den Heerscharen jener Atheisten herumgesprochen hat, die sich so wonnevoll selbstgerecht als die Vorreiter einer wahrhaft rationalen und wissenschaftlichen Weltsicht wähnen.

Nur um keine Missverständnisse hervorzurufen: Ich distanziere mich klar von jener Art esomodischer Quantenmystik, welche neuerdings versucht, jeden verkitschten New-Age-Mist mit hippen Schlagwörtern wie "Quantenphysik" zu rechtfertigen. Relativ sicher fühle ich mich allerdings dennoch mit der Aussage, dass ein Materialismus, welcher auf einem zeitgemäßen und tatsächlich wissenschaftlichen Materiebegriff aufbaut, sich (logisch und konsequent zu Ende gedacht) eigentlich früher oder später selbst übersteigen und auflösen müsste.

Faktum bleibt, dass der moderne abendländische Atheismus historisch wie auch inhaltlich betrachtet nichts weiter ist, als ein verstümmelter Geist-Körper-Dualismus, der in allen wesentlichen Punkten, einschließlich des Zeit-, Natur- und Materiebegriffs, mit dem Cartesianismus übereinstimmt und sich nur und ausschließlich darin von ihm unterscheidet, dass er alles auf der "Geistseite" der dualistischen Trennlinie aus ideologischen Gründen leugnet, respektive auf ein Epiphänomen des "toten", "materiellen" Pols zu reduzieren trachtet.

Wenn wir also mal als gegeben voraussetzen, dass die moderne abendländische Mainstream-Religiosität bis über beide Ohren im cartesischen Dualismus verwurzelt ist - und ich zögere keine Sekunde, das als gegeben vorauszusetzen -, dann offenbart sich uns ein sehr klares Bild davon, wie denn das Verhältnis zwischen moderner okzidentaler Religion und modernem okzidentalem Atheismus geartet ist:

Es sind zwei Seiten derselben Medaille!

Und eben dies ist auch der Grund, weshalb der Atheismus sich bis zum heutigen Tage unfähig gezeigt hat, irgendeine ernstzunehmende Religionskritik hervorzubringen, die über das altbekannte Feindbild des cartesisch-augustinischen Christentums mit seinem dualistischen Gott-Welt-Verständnis hinausreichen würde. Eben dies ist der Grund, weshalb auch solche vordergründig gebildet erscheinenden Populisten und Dummschwätzer wie Richard Dawkins und Konsorten niemals eine Religionskritik hervorbringen werden, die einen Anhänger der Mystik, der klassischen Esoterik oder einer nondualen Weltauffassung auch nur ankratzen könnte.

Jeder, der in der Lage ist, auch nur einen kleinen - aber radikalen - Schritt zur Seite zu wagen, heraus aus den vermeintlichen Gewissheiten des institutionell an-dressierten cartesischen Wirklichkeitsparadigmas, wird diesen Sachverhalt mit aller Schärfe und in befreiender Klarheit erkennen.

Monday, September 29, 2008

Patchwork-Religion

Der Begriff der „Patchwork-Religiösität“ scheint ja bereits seit einiger Zeit im Zusammenhang mit zeitgenössischen, alternativ-religiösen Strömungen die Runde zu machen. Besonders den selbsternannten Wächtern vermeintlicher oder tatsächlicher Orthodoxien, wie etwa evangelikalen Christen, den Haus- und Hoftheologen der großen Amtskirchen sowie einigen Möchtegern-Traditionalisten im neuheidnisch-rekonstruktiven Umfeld dient dieser Terminus dabei offenbar als bequemes Schlagwort , wenn es darum geht, eklektische Glaubenspraktiken pauschal zu diskreditieren, also jenen Zugang zur Spiritualität zu verunglimpfen, der sich mitunter auch wohlreflektiert und aus gutem Grunde nicht scheut, Konzepte, Ideen und konkrete Praktiken, die in unterschiedlichen kulturellen Kontexten entstanden sind, unter einem Dach vereinend zusammenzuführen.

Impliziert wird dabei stets eine den Eklektiker angeblich auszeichnende Oberflächlichkeit und konsum-orientierte Unverbindlichkeit, die dann auch im nächsten Schritt sogleich mit einer vermeintlichen Kohärenz und Schlüssigkeit der eigenen „Tradition“ kontrastiert wird. Überaus beliebt ist bei den besagten Vertretern der obrigkeitsverordneten Gedankenlosigkeit auch der Kampfbegriff der„Beliebigkeit“, welcher in diesem Sinne dann ebenfalls eine ähnlich pauschalisierend-propagandistische Note erhält, wie die eingangs erwähnte „Patchwork-Religion“.

Eine tiefergehende Reflexion der Beweggründe und philosophischen Positionen (oder auch der konkret gemachten Erfahrungen), die die jeweilige Einzelperson zu einem konsequenten Synkretismus der Glaubensausübung veranlassen, findet in der Regel nicht oder nur oberflächlich statt, sei es aus mangelndem Interesse (da man sich ja als „Traditionalist“ sowieso elitär und arrogant auf der richtigen Seite wähnt) oder auch schlicht und einfach aus purer Ignoranz und philosophischer Einfältigkeit heraus.

Obgleich ich die schiere Existenz der oben angeführten Missstände und insbesondere ihre charakteristische Verbreitung in der zeitgenössischen Esoterikszene nicht pauschal leugnen möchte (und aufgrund meiner eigenen Erfahrungen in diesem Umfeld auch gar nicht leugnen könnte), kann und werde ich als bekennender und überzeugter Eklektiker das übliche Totschlagargument von der „Beliebigkeit“ esoterischer "Patchwork"-Praktiken nicht in dieser Allgemeingültigkeit stehen lassen.

Ich maße mir sehr wohl an zu sagen, dass ich als theologisch, philosophisch und religionswissenschaftlich interessierter Mensch in der Tat über eine durch und durch schlüssige und in sich überaus konsistente Weltanschauung und persönliche Lebensphilosophie verfüge, welche stets den Rahmen meiner spirituellen Aktivität bildet. So vielschichtig und heterogen die von mir tatsächlich ausgeübten Praktiken auch sein mögen (die immerhin so unterschiedliche Elemente wie Astrologie, reiki-basierte Energiearbeit, Harner´schen Core-Schamanismus umfassen), sie alle finden doch ihre letztendliche Vereinigung im Nährboden einer in sich kohärenten Gesamtphilosophie, deren lebendigen und organischen Ausdruck sie darstellen. Sie alle spielen ihre individuelle Rolle, sie alle dienen dem Erreichen desselben Ziels, nämlich einer geschlossenen und homogenen Sicht von Göttlichkeit, Mensch und Kosmos auf greifbarer Ebene Ausdruck zu verleihen und sie in praktische Lebensführung umzusetzen.

Man könnte in diesem Sinne also sagen, dass die Entwicklung hin zu einem gewissen grundlegenden Eklektizismus für mich eine ganz pragmatische Angelegenheit war, die in keinerlei Zusammenhang mit irgendeinem zeitgeistkonformen esoterischen Konsumdenken steht. Ebenso, behaupte ich, wird der Vorwurf der „Beliebigkeit“ angesichts der praktischen, zielgerichteten Selektivität eines philosophisch wohlreflektierten Eklektikers ganz schnell ins Leere gehen bzw. sich bereits im Ansatz als Rohrkrepierer heraustellen.

Sicherlich mag es in der kunterbunten Welt des esoterischen Supermarktes auch mehr als genug Menschen geben, die das alles anders handhaben und unter „Spiritualität“ in erster Linie ein für teures Geld zusammengeklaubtes Workshop-Wissen verstehen. Heute die Reiki-Einstimmung, morgen die Selbsterfahrungsgruppe und übermorgen lass ich den Rutengänger ins Haus. In der Zwischenzeit rauchen wir noch ein schönes Tütchen und fabulieren von der rosaroten Liebeskraft der großen Göttin, welche schon von den Druiden im keltischen Urmatriarchat verehrt wurde.

Und doch bestehe ich darauf, dass es unzulässig ist und bleibt, diese populistisch-kommerziellen Auswüchse der modernen Esoterikszene als charakteristisch für die Gesamtheit eklektischer und nicht-traditionsgebundener Strömungen moderner Spiritualität darzustellen. Ebenso beharre ich auf dem Standpunkt, dass ein unhinterfragtes Gleichsetzen von synkretistischer Glaubenspraxis einerseits und mangelnder theologischer Kohärenz andererseits, einen groben Fehlschluss darstellt, der letzten Endes weitaus mehr Fragwürdiges über die Geisteshaltung des „Anklägers“ offenbart.

Im mindesten Falle bleibt für mich festzuhalten, dass der unüberlegte Gebrauch des Schlagwortes „Patchwork-Religion“ mit dem Ziel der pauschalen Verunglimpfung jeder Form von esoterisch-eklektischer Spiritualität offenkundig propagandistische Züge trägt und in aller Regel lediglich dazu beiträgt, den Wortführenden selbst als ideologisch verblendeten Ignoranten zu enthüllen. Wenn man dann auch noch bedenkt, welche Heerscharen traditioneller Christen sich auf ein heiliges Buch berufen, welches selbst den literarischen Charakter einer in sich hochgradig inkonsistenten und teilweise erschreckend willkürlich zusammengeklaubten Schriftensammlung trägt, erhält das Totschlagargument von der „Beliebigkeit der Patchwork-Religion“ darüberhinaus noch eine regelrecht lächerliche Note.

Aber es scheint eben auch für die selbsternannten Wachhunde der orthodoxen Religiösität weitaus leichter zu sein, den Splitter im Auge des Nächsten zu erkennen, als den Balken im eigenen Auge auszumachen. Ich für meinen Teil habe diesen Teilzeit-Demagogen jedenfalls nur eines zu sagen:

Geht mir verdammt nochmal aus dem Weg! Ich habe noch etwas ernsthafte Spiritualität zu praktizieren.